Montag, 16. August 2010

Löwen, Elefanten, Leoparden und Co.

…und das alles an meinem ersten Tag in Südafrika und das ist kein Scherz! Wie es dazu kam und alles andere über meine ersten drei Tage werde ich euch nun schreiben, was wahrscheinlich etwas länger dauern wird ;)


Zunächst flogen wir also von Dubai nach Durban, dieser Flug war nicht gerade sehr angenehm, da wir sehr müde waren, das Unterhaltungsprogramm nicht so auswahlreich (ca. 10 schlechte Filme) war und wenn man erst einmal schlief, gab es 5 Minuten später Essen, Kaffee, Duty Free oder sonst etwas. Doch schließlich waren wir fast da und hatten beim Anflug auf den neuen King Shaka International Airport Durban einen wundervollen Blick auf Durban. Mit etwas Verspätung landeten wir und freuten uns darauf, endlich da zu sein und wieder etwas gehen zu können.
An der Passkontrolle beobachteten wir, dass man bei vier offenen Schaltern (an jedem Schalter noch zwei Polizisten, die alles kommentierten) trotzdem nicht vorankommt, denn es gab eine Frau, die immer hin- und herlief und letztendlich konnte man erst gehen, wenn diese Frau bei einem gewesen war. Doch als wir dran waren, bekamen wir ohne größere Probleme unseren Einreisestempel und unser Gepäck war ebenso alles da, sogar die Gitarre von Stephan kam ohne Probleme an. Nun mussten wir nur noch durch den Zoll, doch da wir anscheinend zu stockend und schlecht antworteten, konnten wir ohne Probleme passieren (Was sagt man auch auf die Frage: „Was haben Sie im Koffer?“ Spätestens nach Kleidung kamen wir doch ins Stocken…).
Am Ausgang wurde ich dann sehr freundlich von Kenneth und Nkosi in Empfang genommen, mit denen ich im nächsten Jahr ein wenig zu tun haben werde. Nach einer etwas längeren Suche nach dem richtigen Haus (das Schild steht hinter einem Busch) fanden wir dies aber letztendlich und nach ein wenig Essen konnte ich endlich schlafen, was ich dann auch über 12 Stunden tat.
Donnerstagmittag holten mich Georg Meyer, Pastor der Lutherkirche, und Sean ab. Sean ist weißer Südafrikaner und lebt seit Geburt an in Durban und arbeitet im Büro und der Schule der Kirche. Nach einem leckeren Frühstück/Mittagessen setzte Georg Sean und mich in der Stadt ab. Nun erlebte ich einen unvorstellbaren Gang durch South Beach. Sean erzählte mir sehr viel über Durban und vor Allem auch, wohin ich niemals gehen darf. Denn Durban ist durch den größten Hafen Afrikas ein großer Umschlagpunkt für Drogen und somit auch die Mafia. Die Mafia setzt zu einem großen Teil auch Straßenkinder ein, um Leute zu überfallen. Die gefährlichste Straße von der ganzen Stadt ist eigentlich St. Georgeos Rd., denn da sich viele Opfer von Überfällen gewehrt haben, wird man dort nun einfach von hinten niedergeschlagen und ausgeraubt. Deshalb sollte man dort niemals hingehen. Aber keine Angst, das klingt jetzt sehr schlimm, doch das für mich Besondere hier ist, dass alles so dicht beieinander liegt. Geht man am Ende von St. Georgeos vorbei, kann man ganz normal langgehen und dort ist es relativ gesehen wieder viel sicherer. Aber man muss in ganz South Beach, dort wo ich auch arbeiten werde, sehr vorsichtig sein, doch wenn man aufmerksam ist, sieht man wer ein Krimineller ist und wer nicht.
Nun gingen wir kurz bei meinem Kindergarten in der Pickering Street vorbei. Diese Begegnung mit den Kindern ist eigentlich unbeschreiblich. Wir gingen hinein und Sean und ich waren sofort von Kindern umstürmt, die uns umarmten und begrüßten, obwohl sie zumindest mich überhaupt nicht kannten. Es war einfach unglaublich, diese fröhlichen Kinder zu erleben, daher freue ich mich schon sehr auf das kommende Jahr.
Ein Ereignis, was nur einmal im Jahr stattfindet, durfte ich auch gleich erleben: Die Fischflut. Man weiß nicht warum, doch einmal im Jahr verirren sich Sardinenschwärme in die Bucht von Durban. Dann darf einfach jeder dort hingehen und sich so viele Fische mitnehmen, wie er möchte. Ein paar fahren ein Netz aus und wenn dies eingeholt wird, kann sich jeder bedienen. Man kann die Mengen gar nicht in Worte fassen einige hatten Pickups vollgeladen mit kistenweise Fische. Besonders deutlich wurde hier auch das Verhalten von vielen reichen Menschen hier. Ich sah einen, der eine Kiste Fisch für 200 Rand (ca. 20€) kaufte, was zunächst nicht viel klingt, doch erstens verdient man hier sehr viel weniger und zweitens hätte es maximal 10 Minuten gebraucht um seine eigene Kiste zu füllen.
Als wir den Strand verließen, erlebte ich die erste Minibustaxifahrt meines Lebens. In Deutschland würde es wahrscheinlich nie solche Taxis geben, das liegt nicht an der Sicherheit, die meisten Taxis sind hier sehr neu, aber es läuft die ganze Zeit laute House-Musik. Ebenso kann man einfach überall ein- oder aussteigen. Nach einer kurzen Fahrt sah ich sie dann: Löwen, Elephanten, Leoparden und eine Giraffe. Und das ist kein Scherz, sondern die Wahrheit!!! Okay, ich gebs ja zu, sie waren ausgestopft, aber ich hab sie gesehen :-D
Danach trafen wir uns wieder mit Georg, gemeinsam wollten wir eine Verleihung eines Preises besuchen. Hier bekam ich meine erste Kostprobe der afrikanischen Gelassenheit. Zunächst sollte es um fünf Uhr beginnen, um halb sechs wunderten wir uns, warum wirklich noch keiner da ist. Nach einem kurzen Telefonat klärte es sich dann auf, die Verleihung fand an einem ganz anderen Ort statt… Also fuhren wir mit dem Auto dort hin und kamen durch einen Eingang, wo nach ein paar Metern rechts und links ein Eingang war, da links die Tür offen stand gingen wir hinein. Und wo landeten wir? Mitten in einer politischen Diskussion des ANC. Sofort drehte die Hälfte des Saales (ca. 200 Leute) ihre Köpfe zu uns und das Tuscheln begann, da wir die einzigen drei Weißen waren. Doch da kam schon ein Sicherheitsbeamter hinter uns her und meinte, dass unsere Veranstaltung durch die rechte Tür wäre. War schon ein sehr komisches Gefühl, wenn plötzlich einen so eine große Menge anguckt und man sich fragt, warum die über einen reden. Als wir dann bestimmt 45 Minuten zu spät ankamen, begann gerade erst die Begrüßung, obwohl wir so viel zu spät waren (für deutsche Verhältnisse).
Das Essen war sehr lecker, es gab ein indisches Gericht, wovon ich leider den Namen vergessen habe. Danach fuhren wir nach Hause und verabredeten uns für den nächsten Tag.
Am nächsten Morgen ging ich zu Fuß zu der Kirche, was hier eigentlich sehr ungewöhnlich ist. Als ich Sabela traf, eine Art Hausmeister, und mit ihm sprach, konnte er das fast nicht glauben. Doch da es in meiner Wohngegend wirklich sehr sicher ist, war dies gar kein Problem für mich. Eigentlich verbrachten Sean und ich den ganzen Tag nur damit, zu versuchen, einen neuen PC mit dem Internet zu verbinden, doch irgendwie funktionierte das Internet überhaupt nicht. Als Sean bei einem Meeting war, schlug Georg vor, die Hotline anzurufen. Er tat dies zwar doch meinte dann plötzlich, er würde mal an mich weitergeben. Dies war der erste spontane Test meiner Englisch-Kenntnisse, vor Allem, da das Gespräch letztendlich 45 Minuten dauerte. Am Nachmittag stellten wir schließlich fest, dass nur irgendein Kabel falsch steckte.
Abends gingen Sean und ich zu seiner Wohnung, was ein doch etwas längerer Fußmarsch wurde. Er wohnt direkt am Moses-Madhiba-Stadion, welches gerade in der Dämmerung einfach undlaublich aussieht. Von dort aus besuchten wir das SunCoast-Casino, ein riesiges Kasino am Strand. Doch wir schauten uns nur alles an, da der Mindesteinsatz von 50R (5€) doch ziemlich hoch ist und man in Kasinos eh immer langfristig verliert. Dann schauten wir uns noch gemeinsam den Film „Inception“ im dortigen Kino an. Nur zum Vergleich, hier zahlt man für einen Film nur 25R, mit der Kinokarte sogar nur 12R. Da hier nach 18 Uhr keine Taxis oder Busse mehr verkehren, schlief ich einfach bei Sean zuhause.
Am nächsten Morgen machten wir mein erstes typisches südafrikanisches Frühstück: Bacon, Ei und Toast. Dazu eine leckere, scharfe Tomatensauce. Nach diesem Essen ist man wirklich satt und kann sich kaum noch bewegen, wenn man zu viel isst.
Danach zeigte mir Sean noch mehr von der Stadt und dort konnte ich ein weiteres Ereignis beobachten. Eine große Demonstration mit bestimmt mehr als 1000 Menschen. Wir gingen gerade aus einem Shopping-Center raus, als auf der Straße ca. 6 Mannschaftswagen der Polizei fuhren. Dahinter kam eine riesige Masse von Demonstrierenden. Da man bei solchen Demonstrationen niemals auf der Straße stehen bleiben sollte, gingen wir in den Eingang zu einem Durchgang durch das Center, sodass man im Notfall immer einen Fluchtweg hat. Alle Geschäfte in der Straße schlossen sofort und die Metall-Rollläden wurden heruntergelassen. Nur z.B. die Bank, neben wir standen, ließ einige Frauen in den sicheren Vorraum. Den Grund dafür sah ich relativ schnell. Die Mehrheit der Masse war mit Stöcken bewaffnet. Es war zwar eine eigentlich friedliche Demonstration, doch sobald sie eskaliert, muss man so schnell es geht, abhauen. Denn viele haben auch Schusswaffen mit und die Polizei ist hier nicht so wie in Deutschland. Sie ist massiv bewaffnet und bei solchen Demos gibt es Spezialtruppen, die ohne zu zögern, schießen. Doch es war sehr spannend, die Menschen zu beobachten und zum Glück blieb alles friedlich.
Insgesamt gesehen ist es in South Beach zwar sehr gefährlich, doch wenn man sich auskennt und aufmerksam ist, kann man das Risiko sehr begrenzen. Und daher bin ich auch sehr froh, dass Sean hier ist und mir so vieles zeigt und erklärt. Darum macht euch keine Sorgen ;)
Tja, der Bericht ist doch etwas länger geraten als gedacht, doch ich habe hier einfach schon soooviel erlebt und versuche, euch das ein bisschen näher zu bringen. Ich werde auch bald eine Handynummer haben und vielleicht auch Internet hier bei mir zuhause. Ich hoffe, es geht auch allen gut!
Euer Jonathan

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Jonathan,
wir waren schon recht neugierig auf Deinen "Tierbericht" :-))) Danke, dass Du uns so einen lebendigen Einblick in Deinen Tagesablauf gegeben hast - das hört sich alles total spannend und interessant an, trotzdem aber auch ein wenig gefährlich. Wir denken an Dich und wünschen Dir weiterhin viel Freude bei allen Entdeckungen und natürlich auch mit den Kindern.
Viele Grüße von uns allen sendet Dir Petra

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