Dienstag, 24. August 2010

Meine ersten Arbeitstage,,,

Nachdem ich meinen letzten Bericht geschrieben habe, ist mir aufgefallen, dass ich schon so viel erlebt hatte, obwohl ich noch nicht einmal mit meiner eigentlichen Arbeit angefangen hatte. Denn die ersten Tage war ich nur hier, um mich erst mal einzuleben und anzukommen. Doch seit letzter Woche Montag habe ich nun auch mehr zu tun, darum nun meine ersten Eindrücke von meiner Arbeit.
Außerdem gibt es die ersten Fotos unter diesem Link (hier klicken)

Aber zunächst möchte ich noch einmal etwas zum Thema Sicherheit sagen. Ich möchte euch auch zeigen, dass es hier Probleme gibt. Aber ihr braucht euch wirklich keine Sorgen machen, denn jeder hier gibt mir Tipps, wie man sich verhalten sollte, wir hatten ein Vorbereitungsseminar und ich selbst fühle mich hier sicher und habe keine Angst.
 
Nun aber zu meiner Arbeit. Montagmittag fand ein Treffen im Creche (=Kinderhort) mit Petronella und Joe statt. Petronella ist die Chefin des Creches seit anderthalb Jahren und Joe ist Pastor im Durban Central Parish und ist mein hauptsächlicher Ansprechpartner und „Organisator“ für meinen Tagesablauf. Wir legten fest, dass ich zunächst auf der einen Seite des Creches arbeiten werde, in dem „Pre-School-Teil“, dort sind die Kinder etwa fünf Jahre alt und sind einfacher zu betreuen als die Kleineren (ab 2 Jahre).
Danach war ich zum Mittagessen bei Joe zu hause eingeladen, wobei ich auch gleich einiges über die Pläne und Möglichkeiten für mein nächstes Jahr erfuhr. Ich werde montags bis mittwochs und freitags im Kindergarten sein von circa halb neun bis ein Uhr. Nach ein Uhr werde ich dann zunächst einfach manchmal Joe bei seiner Arbeit begleiten und alles kennen lernen. Es gibt aber auch Ideen für Projekte, bei denen ich selbst aktiv werden könnte. Zum Beispiel gibt es die Idee, für einen Nachmittag in der Woche auf einem Schulgelände ein Sportangebot für Kinder zu machen, da viele Kinder den ganzen Tag in den Flats sitzen und keine Bewegung haben. An diesem Projekt bin ich sehr interessiert und hoffe, dass man dadurch den Kindern Spaß bereiten kann. Allerdings wird es sicherlich noch etwas dauern, bis dies verwirklicht wird, da hier alles etwas gemütlicher abläuft und man nicht etwas plant und dann dies auch schnell verwirklicht. Es gibt allerdings auch ein paar Ausnahmen davon. So wird gerade die Straße, in der ich wohne, neu geteert und die Arbeiter sind wirklich sehr schnell und kommen weit voran, obwohl vieles davon Handarbeit ist.
Nun also zu meinen ersten Erlebnissen im Kindergarten. Es ist einfach unglaublich schön gewesen und kaum zu beschreiben. Ich kam hinein und wurde sofort von den Kids umstürmt und umarmt. Nachdem sich alle etwas beruhigt hatten, wurde ich von Sandra den Kids vorgestellt. Sandra ist eine ausgebildete Erzieherin im Creche, die auch die anderen Mitarbeiter schult, da einige „nur“ Mütter sind. In den nächsten beiden Wochen werde ich hauptsächlich nur unterstützend da sein und danach dann auch selbst Einheiten übernehmen. Ich beschreibe euch einfach mal den Tagesablauf, daran kann ich am besten erklären, was ich so alles mache.
Die Kinder kommen ab halb neun und dürfen einfach auf der Hälfte des Raumes toben und sich bewegen. Es gibt wirklich viele Möglichkeiten von Basketball über ein Klettergerüst bis hin zu Turnmatten. Ich habe richtig gefühlt, dass sie sich gefreut haben, sich frei bewegen zu können. Hierbei müsste ich eigentlich nur ein bisschen aufpassen, dass die Regeln eingehalten werden, doch ich soll dann ja doch überall mitspielen und zugucken. Aber das mache ich wirklich gerne. 

Um neun beginnt dann das Programm, zunächst werden ein paar Lieder gesungen und das Tagesthema wird mit den Kids erarbeitet (diese Woche ist es Transportwesen, also an einem Tag See, dann Wasser, dann Luft). Danach gibt es immer eine Basteleinheit, wo eine Vorbereitung auf die Schule erfolgt (ihr kennt ja alle „Malen nach Zahlen“). Alle Ergebnisse werden in einen persönlichen Ordner geheftet, aus dem dann eine Beurteilung der Entwicklung der Kinder erfolgt. Hierbei wird deutlich, dass es viele Unterschiede in dem Entwicklungsstand der Kinder gibt. Ein paar sind sehr schnell fertig und einige haben doch große Schwierigkeiten. Hier versuche ich dann, denjenigen, die Probleme haben, zu helfen. Das ist bei einigen doch recht schwierig, da zum Beispiel ein Junge erst vor zwei Wochen aus dem Kongo gekommen ist und weder Englisch noch Zulu noch Französisch spricht.
Nach dem Basteln ist dann eine offene Spielphase, in der die Kinder sich aussuchen können, was sie spielen wollen. Es gibt Lego, Bälle, einen Sandkasten und Matchboxautos sowie eine Teppichstadt dazu. An meinem zweiten Arbeitstag schließlich hatte ich schon meine erste „Unterrichszeit“ in der Spielphase. Sandra fragte mich, ob ich den Kindern beibringen könnte, mit einem Baukastenspiel umzugehen, da sie nie die Zeit dazu hätte, da Sie immer auf die Kinder gucken muss. Ich weiß nicht, wie das genau heißt, aber früher hatte ich so etwas auch. Es sind viele Plastikteile und Schrauben mit denen man alles Mögliche zusammenbauen kann wie Autos oder Häuser oder sonst etwas. Und was dann passierte, war einfach unglaublich, ich zeigte ein paar Kindern einfach nur, dass man ein Teil nimmt und dann eine Schraube durch die Löcher steckt und mit einer Mutter fixiert. 
Bei dem ersten Auto half ich dann noch etwas mehr mit, aber danach waren die Kids zum Teil so kreativ, dass sie eine Art Kran auf das Auto bauten, oder sogar ein Flugzeug oder einen Helikopter und das nach einer halben Stunde, wo sie zuvor noch nie damit gespielt hatten. Es machte einfach Spaß, zu sehen, wie kreativ Kinder sein können, wenn man sie einfach spielen lässt.
Am Nachmittag dann sahen wir Barack Obama, ihr seht wie schnell man hier etwas sieht. Aber wie schon bei den Tieren war er es nicht echt, sondern nur ein Bild in der amerikanischen Botschaft in Durban. Dort fand ein Vortrag zu HIV/AIDS in Zusammenhang mit den Aufgaben der Kirche dabei. Es war recht interessant, diesen Vortrag zu hören.
Donnerstag war ich nicht wie geplant im Office des Deans, da dieser mit den Streik beschäftigt ist.
Ich weiß gar nicht, ob ihr das in Deutschland mitbekommen habt. Es gibt hier momentan einen Riesenstreik im öffentlichen Sektor. Die Krankenhäuser nehmen nur noch Notfälle auf, alle Schulen haben geschlossen und die Schulen, die öffnen, werden zum Teil von den Streikenden angegriffen. Ebenso die Kinder, die eventuell noch zur Schule gehen wollten. Das Ziel des Streiks ist eine Lohnerhöhung und einen höheren Wert an Wohnungskosten, den man haben darf. Inzwischen weiß ich auch, dass der große Streik, den ich beobachten konnte, der Streik der Cusato-Anhänger (eine Gruppe) war.
Die Auswirkungen des Streiks waren sogar im Creche beobachtbar, denn am Freitag waren deutlich weniger Kinder da als sonst, da deren Geschwister zu hause geblieben waren und die Kinder somit auch nicht in den Kindergarten gingen. Am Freitagabend wurde ich von Joe und seinem Onkel zu einer über das Wochenende, kurz hinter Pietermaritzburg stattfindende Männerfreizeit mitgenommen. Es war sehr nett, sich mit ein paar Leuten zu unterhalten und das Essen war auch sehr gut.
Samstag war ich dann bei dem Council der „Young Adult League“ Durbans, wo ich allerdings nicht bis zum Ende blieb, da wirklich alles auf Zulu war. Aber der Anfangsgottesdienst war dann mal etwas ganz anderes, als ich Gottesdienste bisher kannte. Allein die Lautstärke beim Singen und der Elan von allen Anwesenden war einfach unglaublich.
Abends traf ich mich dann mit Stephan, dem anderen Freiwilligen des ELM in Durban. Zunächst fuhren wir noch mit dem Pastor und dessen Pickup rum, das war so eine Art Fahrdienst in den Townships. Es war wirklich eine ganz andere Welt, bisher habe ich hauptsächlich die Stadt gesehen, aber die Townships sind eine wirklich ganz andere Welt. Wellblechhütten, viele frei laufende Hunde und in dem Township, wo wir waren, eine sehr große Armut. Dabei sind die Townships zum Teil eigentlich nochmal ganze Städte, so ist zum Beispiel Umlahzi hier das größte Township, vergleichbar zu Soweto in Johannesburg. Ich habe es bisher nur vom Vorbeifahren gesehen, aber es dauerte eine sehr lange Zeit auf der Autobahn, bis man ans Ende von Umlahzi kam.
Danach gingen wir mit zwei Leuten aus der Arbeitsstelle von Stephan in unsere erste afrikanische Bar. Allerdings blieben wir nur sehr kurz, da Stephan und ich uns doch ein bisschen sehr deplatziert vorkamen, denn wir waren die einzigen beiden Weißen und wurden die ganze Zeit angestarrt und auch angesprochen zum Teil. Aber es war doch recht spannend, das ganze Verhalten und das Tanzen der Leute zu beobachten. An diesem Abend sah ich auch das erste Mal einen der Security-Männer von den Alarmanlagen. Eigentlich jedes private Haus hier ist verkabelt und sobald jemand den Alarm auslöst, kommen ein paar „nette Leute“ vorbei. Aber Stephan kannte das schon, da bei denen die Alarmanlage etwas spinnt und öfters mal einfach so angeht. Es war wirklich sehr schön, sich mal mit jemandem, den man schon kennt, austauschen zu können. Ein Vorteil war auch, dass nur Stephan und ich Deutsch konnten und man auch Sachen besprechen konnte, die nicht unbedingt jeder gleich hören musste, zum Beispiel, dass wir beide es einfach schwachsinnig fanden, dass die ganze Nacht das Radio laufen muss.
Sonntag wurde ich dann in der St.-Michaels-Kirche vorgestellt während des Zulu-Gottesdienstes. Danach fuhren wir zu einem „Church-Opening“ in der Nähe von Durban. Ab einer bestimmten Stelle fragten wir nach dem Weg, wobei wir uns nicht ganz sicher waren, dass der Weg stimmt. Denn auch wenn man mal wieder 2km weiter geradeaus gefahren war, sagte jeder immer: „Just go straight.“ Nachdem das drei Leute gesagt hatten, waren wir dann doch am Ziel. Und obwohl der Gottesdienst schon ca. 5 Stunden dauerte, konnten wir doch noch einem Teil beiwohnen. Dabei hatte ich einen besonderen Platz, denn ein Pastor, den wir draußen vor der Tür trafen, zeigte auf eine Tür, die wir nehmen sollten. Als ich durch die Tür ging, stellte ich fest, dass dies der Eingang neben dem Altar war und dort alle Pastoren in Talaren saßen. Ich hatte schon ein etwas komisches Gefühl, aber Joe meinte, ich sollte mich einfach hinsetzen. Nach dem Gottesdienst wurde die Feier in eine große Halle verlegt, wo es dann Essen gab. Und das konnte man schon nicht mehr als normales Essen bezeichnen, das war wirklich ein Festessen. Es gab einfach so vieles und alles war festlich geschmückt. Ich war echt erstaunt, als ich hörte, dass die Eröffnungsfeier nochmal gut ein Drittel des gesamten Baus kostet. Danach fuhren wir wieder zurück nach Durban.
Tja, jetzt ist der Beitrag schon wieder so lang geworden.... Aber mir wird auch immer beim Schreiben deutlich, wie viel ich hier wirklich erlebe und ich schreibe noch nicht einmal alles, was hier passiert, weil das wirklich zu lange dauern würde.

1 Kommentar:

Die Wobbes hat gesagt…

Hallo Joni,

Tolle Bilder. Die Kinder sind ja niedlich. Vor allen Dingen, wenn sie schlafen. Ich hoffe dir geht es gut. Kann man inzwischen mit dir irgendwann skypen?
Vielen Dank noch mal für deine tolle Karte. War sehr nett was du geschrieben hast.

Viele Grüße von allen Wobbes aus Hannover

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