Donnerstag, 9. Dezember 2010

„21 Tage illegal in Südafrika“ oder „Das Haus der Verrückten“

Tja, so schnell kann es gehen, dass man auf einmal merkt, dass man gar kein gültiges Visum hat und daher gar nicht mehr im Lande sein dürfte. Doch nach 21 Tagen ohne gültige Aufenthaltserlaubnis habe ich seit dem 1.12. nun ein „Temporary Permit to remain in the Republic“.

Wie es dazu kam und die ganze „Lösung“ davon könnt ihr im Folgenden lesen.
Einen Montag Abend habe ich mit meiner Familie geskypt und dabei sind wir irgendwie auf das Thema Reisepass und Ausweis gekommen, wobei ich mich daran erinnerte, dass wir uns bei der Ankunft in Durban über einen Stempel mit der Aufschrift „Expiry Date: 09/11/10“ gewundert hatten. Als Miriam dann meinte, dass es auch komsich sei, dass ich zwei Stempel habe und nicht nur einen, telefonierte ich mit Stephan, dem anderen ELM-Freiwilligen in Durban, und wir stellten fest, dass unser 1-Jahres-Visum am Flughafen nicht bestätigt wurde, sondern die uns einfach ein neues 3-Monats-Besuchervisum eingestempelt haben, das am 9.11. abgelaufen war (inzwischen war es Ende November).
Daher beschlossen wir am übernächsten Tag zum deutschen Konsulat zu fahren, um herauszufinden, was wir machen müssen. Zum Glück erfuhr ich noch am kommenden Tag, dass wir nicht zum deutschen Konsulat müssen, sondern zum „Department of Home Affairs“, was so etwas wie die Einwandererbehörde Südafrikas ist. Da Mike und ich gerade bei Joe am Housesitten waren, hatten wir ein Riesenglück, dass wir ein Auto hatten, denn wir hatten doch einige Wege zurückzulegen.
So starteten Stephan und ich morgens um viertel vor acht beim Department. Vertrauenserweckend war schon die Eingangskontrolle, denn egal, wie oft der Metalldetektor piept, kann man trotzdem einfach reingehen und statt Taschenkontrolle kann man ja auch einfach eine Pause machen.
Nach einer Stunde Wartezeit kamen wir dann endlich zu einem Mitarbeiter, der sich über die Leute am Flughafen aufregte und uns mitteilte, wir müssten einen neuen Brief von unserer Organisation, eine Passkopie und außerdem ein zweiseitiges, ausgefülltes Formular mitbringen.
Also fuhren wir zuerst zur Lutherkirche (meine offiziellen Hoster), doch leider war niemand da, woraufhin wir entschieden, zu meinem Centre zu fahren und versuchen, mit einem Brief von denen durchzukommen. Ich erstellte also einen neuen Brief, ließ ihn unterschreiben und veruschte,d as Formular auszufüllen, was jedoch recht schwierig war, wenn man bei der Hälfte der Felder keine Ahnung hat, was man eintragen soll.
Nun brauchten wir aber ja nochmal genau dasselbe für Stephan, der ja in einem anderen Projekt (Arbeit mit Straßenkindern) ist. Bei seinem Centre angekommen, stellten wir fest, dass keine Person da war, die hätte unterschreiben können. Also mussten wir bis nach Umhlanga (etwa 40km entfernt) fahren, nur um 2 Minuten im Office des Projektes zu sein, einen Brief einzustecken und wieder zurückzufahren.
Angekommen bei Home Affairs mussten wir doch tatsächlich nur ca. eine halbe Stunde warten, bis wir bei einer anderen Mitarbeiterin drankamen. Daher mussten wir die ganze Geschichte wieder neu erzählen. Sie füllte dann ein Formular aus, heftete alle Sachen zusammen und gab uns eine „offizielle“ Seite, die besagt, dass wir bis Ende Februar erstmal eine Aufenthaltsgenehmigung haben. In zwei bis drei Monaten würden sie uns dann anrufen, dann wäre die Sache geklärt. Was „geklärt“ heißt, weiß ich nicht wirklich und ich bin mir auch relativ sicher, dass wir Ende Februar wieder bei denen sind, aber mal gucken, vielleicht bekommen wir ja tatsächlich einen Anruf.

Der zweite Teil der Überschrift kam mir durch Stephans Kommentar, es wäre ja wie in „Asterix und Obelix erobern Rom“, als sie die Prüfung „Das Haus der Verrückten“ mit allen möglichen Formularen und Hindernissen überstehen müssen.
Um kurz vor drei Uhr hatten wir dann schließlich unseren beinahe 7 Stunden-Marathon beendet.

Nun zu einem gaanz anderen Thema. Nun sind es nur noch 4 Tage bis zum 3. Advent und es fühlt sich trotzdem überhaupt nicht wie Weihnachten an. Es ist kein Schnee, es regnet, zu warm, man hat keine Wintersachen an, die Weihnachtsdekoration in der West Street sind Schmetterlinge, kein riesiger Weihnachtsbaum an der Ecke vor unserm Haus (kenn ich nur vom Foto) und und und...
Das einzige Mal wirklich Weihnachtsstimmung war bei der Adventsfeier in der Lutherkirche mit typisch deutschen und englischen Weihnachtsliedern.
Ich bin schon gespannt, wie die Weihnachtstage werden, am 1. Weihnachtstag (hier der wichtigste Tag, nicht Heiligabend) sind Stephan und ich zu Joes Onkel und Familie zum Essen eingeladen, das wird bestimmt dann eher etwas Weihnachten, wie wir es kennen.

Ich wünsche euch frohe Weihnachten und ein schoenes neues Jahr!
Jonathan

PS.: Ab morgen bin ich bis naechste Woche Sonntag weg, darum werdet ihr nichts von mir hoeren.

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