Sonntag, 28. November 2010

Weihnachten und doch wieder nicht Weihnachten sowie Circuit Rally

Die letzten beiden Wochen waren so voll mit Terminen, dass ich einfach nicht dazu gekommen bin, einen ganzen Eintrag zu schreiben. Ich werde diesen Eintrag mal thematisch ordnen, das macht das ganze einfacher.
Letzte Woche Mittwoch fing also meine Weihnachtszeit hier an, am nachmittag kam eine Gruppe von südafrikanischen Kindern mit deren Begleitung, die eine Art „Weihnachten im Schuhkarton" machen.
Um 3 Uhr nachmittags kamen dann ca. 30 Kinder mit Paketen für jedes Kind. Wir hatten einen „Father Christmas" organisiert, der dann zu jeder Gruppe gegangen ist und zusammen mit den Besuchern die Pakete an die Kinder überreicht. Dabei wurde dann von jedem noch ein Foto gemacht, dass die Eltern dann kaufen können. Es war einfach unbeschreiblich, diese glücklichen Gesichter unserer Kids zu sehen. Um zu beschreiben, was diese Geschenke für die Kinder bedeuten, muss ich etwas ausholen. Fast alle „Familien" der Kinder haben manchmal noch nicht einmal genug Geld, um die 250R (=25€) an Schulgebühren zu bezahlen, daher bekommen die meisten Kids überhaupt keine Weihnachtsgeschenke und kennen auch nicht den Anlass von Weihanchten. (Dies haben wir den Kindern aber in der Woche davor erst einmal erklärt mit der ganzen Weihnachtsgeschichte etc.) Daher bekommen die meisten Kids die einzigen Geschenke im Centre und das auch noch vom Weihnachtsmann, da sah man einfach nur überglückliche Gesichter. Die Boxen waren alle beschriftet, doch es war sehr hektisch, 120 Boxen in ca. 15 Minuten auf 3 Gruppen aufzuteilen, wenn man nicht alle Namen der Kinder auswendig kann. (Ich kann alle Namen in der Grade-R class, aber noch nicht alle von den restlichen Kids.) Es war einfach nur schön und in dem Moment war auch wirklich Weihnachtsstimmung da, wenn alle zusammen Weihnachtslieder gesungen haben.
Am Ende habe ich die Gruppe dann noch wieder runtergebracht, das ist inzwischen schon ein häufiger Dienst, die Beuscher unten abzuholen und hochzubringen in den dritten Stock, damit die nicht alleine den Weg suchen müssen. Dabei ergab sich noch eine nette Unterhaltung mit der Leiterin, die meinte, dass sie das auf jeden Fall öfters machen wollen, denn es sei so unüblich für Südafrikaner, in ihrem eigenen Land was zu helfen und dabei sei es so einfach manchmal.
Nach Mittwoch ging es dann gleich am Samstag weiter mit dem Christmas Concert und Graduation der grade-r-class. Dafür haben wir schon seit 4 Wochen geprobt und vorbereitet. Ich habe zusammen mit Reinette (einer Lehrerin) 12 Lieder zusammen gestellt, die wir dann geprobt haben. Ich habe dann Instrumente (Shaker, Sticks, Trommeln, Tambourins und Triangeln) zusammen gesucht und den einzelnen Gruppen zugeteilt. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Kids Lieder singen, wir haben ihnen zweimal „Joy to the world" vorgesungen und danach können die das schon top mitsingen! Nach ein paar Malen konnten sie das auch schon ohne irgendeine Hilfe singen.
Letztendlich waren sogar beim Konzert nur 3 Kinder abwesend, was wirklich ungewöhnlich war, normalerweise fehlen viel mehr und an diesem Tag haben sie wirklich wunderbar gesungen. Die letzten Lieder waren dann Weihnachstlieder wie „Jingle Bells", „We wish you a merry Christmas" etc.
Danach ging es dann weiter mit der Graduation, dabei hat jedes Kind ein Zertifikat von der Chairlady überreicht bekommen. Es war echt interessant, zu sehen, wie viele Eltern so stolz auf ihre Kinder waren und unbedingt zig Fotos mit ihnen machen wollten, denn echte Zuneigung sieht man leider selten zwischen den Kindern und Eltern. Nach der Graduation kam der Refreshment-Teil, bei dem man endlich einen Moment zur Ruhe kommen konnte. Insgesamt war das Konzert ein großer Erfolg, da auch von Partnerorganisationen und Untersützern viele Leute da waren. Außerdem habe ich Mr. Hirsch kennengelernt, ein Großsponsor, der schon soviel für das Centre gegeben hat, dass man es gar nicht beschreiben kann, nur durch ihn ist es möglich, immer genügen Essen für die Kids zu haben.
Nach dem Konzert trafen wir uns dann mit ein paar anderen Freiwilligen zum Thanksgiving-Dinner, doch dazu mehr in einem anderen Blogeintrag.

Sonntag fand ab 9 Uhr die alljährliche Circuitrally der Evangelisch-Lutherischen Kirche im südlichen Afrika (ELCSA) statt. Zur Erklärung: Rally ist hier DAS Stichwort geworden, steht für einen Gottesdienst in einer etwas lockeren Form. Dieses Mal fand sie in der City Hall statt, ich konnte gar nicht glauben, wie groß die Hall ist, wie ein Theater auf drei Ebenen (Bilder folgen).
Die Rally war echt schön, ich saß zusammen mit ein paar von der Studentengruppe hier von der Uni auf dem höchsten Level und so hatte man einen guten Ausblick. Das Wort „locker" passt wirklich, denn neben vielen Sachen unterhält man sich nebenbei oder geht kurz was zum Mittagessen kaufen. So hat zum Beispiel die Kollekte 60 Minuten gedauert! Klingt jetzt schockieren lang, war es am Ende aber gar nicht. Es dauerte länger, da jeder Parish (Gemeindeverband), jede League (Youth etc.) einzeln „einmarschiert" ist und vor dem Altar die Kollekte in den Korb zu geben. Es war tatsächlich eine Art Wettbewerb, welcher Parish am meisten gegeben hat. „Einamrschieren" heißt, dass die jeweilige Gruppe zu einem Lied ihrer Wahl durch den Mittelgang geht oder eher tanzt. Das Tanzen ist echt unglaublich, wie synchron das viele können, ich werde mal probieren, die Tage ein Video hochzuladen.
Beim Abendmahl kam auch noch etwas Kurioses vor, was ich noch nie erlebt hatte, nach der Hälfte der Leute war der Wein alle! Dann wurde einfach nur die Hostie ausgegeben und eben ohne Wein weitergemacht.
Insgesamt war es ein sehr schöner Tag mit vielen neuen Erfahrungen und Erlebnissen.
So, jetzt hab ich doch nur die erste Woche geschafft und hab doch schon etwas mehr geschrieben, die zweite Woche werde ich morgen schreiben. Bilder konnte ich leider noch nicht hochladen, da momentan das Internet nicht soo zuverlässig ist.

An dieser Stelle auch noch einmal vielen Dank an euch alle, dass ihr mich so unterstützt! Es ist schön zu wissen, dass jemand da ist, mit dem man reden kann. Ich freue mich jedesmal, wenn ich skypen kann oder eine E-Mail bekomme.
Ganz viele Grüße aus dem immer noch regnerischen und warmen Durban,
euer Jonathan

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